Das Münchner Oktoberfest jährt sich 2024 zum 189. Mal und findet vom 21. September bis 6. Oktober 2024 statt. Was als Prinzenhochzeit begann, zieht Besucher aus aller Welt in die bayerische Landeshauptstadt. Mit über sechs Millionen Gästen ist es das größte Volksfest der Welt.

Anfangs war es ein Pferderennen

Am 12. Oktober 1810 heiratete der Kronprinz und spätere König Ludwig I. Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen. Die Feierlichkeiten dauerten insgesamt fünf Tage und endeten am 17. Oktober mit einem Pferderennen auf der nach der Braut benannten Theresienwiese in München. Von da an wurde das Rennen alljährlich gefeiert.

1896 kamen die großen Zelte

Ab 1811 hielt man zeitgleich eine Landwirtschaftsausstellung ab, die bis heute alle vier Jahre im Süden des Festplatzes zu finden ist. Nach und nach gab es immer mehr Stände, an denen man Bier kaufen konnte und seit 1896 große Bierzelte, die von den Brauereien errichtet werden.

Für jeden Geschmack das richtige Zelt

Insgesamt gibt es 14 große Zelte auf dem Oktoberfest. Jedes davon hat seinen eigenen “Charme” und zieht dadurch eine ganz bestimmte Zielgruppe an.

Für Einheimische eigentlich ein No-go ist das Hofbräuzelt. Dort trifft man hauptsächlich Amerikaner, Italiener und all die, die sich sonst im Hofbräuhaus aufhalten. Ist quasi ein Ableger davon in Zeltform. Ruhig geht es hier selten zu. Das gesamte Hofbräu mit seinen Besuchern aus allen Ecken der Welt ist schon ab morgens in ausgelassener Feierstimmung. Modisch gesehen ist das Zelt ein Totalausfall – hier trägt man Geschmacklosigkeiten aller Art, wie Hendlhüte, “bayerische Tracht” aus Asien beziehungsweise einfach das, was man sowieso das ganze Jahr oder auf dem Campingplatz trägt.

Im Schottenhamel sieht die Sache schon anders aus. Die meisten kommen in hochwertiger Tracht oder im Preppy-Style. Es gehört zu den Zelten, in das die Münchner und weniger die Touristen gehen. Auch der Wiesnanstich des Oberbürgermeisters findet hier jedes Jahr statt. Übrigens Münchner nennen es Kinderzelt, da ein Großteil der Gäste hier unter 20 ist und das Geld der Eltern unter die Leute bringt.

Tradition trifft Schickimicki im Käferzelt

Die Käfer Wiesn-Schänke gilt als Treffpunkt der Reichen, Prominenten und solcher, die es werden wollen. Es ist gar kein Zelt, sondern sieht eher wie eine große Almhütte aus. Hier tummeln sich alle zum Sehen und Gesehenwerden. Das Ganze geht über zwei Etagen. Die Stimmung ist super, aber spontan reingehen kann man vergessen, da dort die komplette Wiesn hindurch ausgebucht ist. Was den Trachtenstyle angeht, sind viele hier sehr gut angezogen, aber es gibt natürlich auch richtige Ausreisser mit dirndlähnlichen Kleidern in Knallfarben, zu viel Schmuck, zu viel Makeup und zu viel Botox.

Das Augustinerzelt ist das Zelt der Urmünchner. Nach Meinung der Einheimischen mit dem besten Bier und dem traditionellem Charme des Oktoberfestes. Das Bier kommt hier aus Holzfässern und nicht wie bei den anderen Zelten aus großen Stahltanks.

Auf dem Oktoberfest darf man bis heute ausschließlich Bier der sechs Münchner Brauereien (Paulaner, Hofbräu, Augustiner, Hacker-Pschorr, Löwenbräu und Spaten) ausschenken.

Ab etwa 1880 etablierten sich zur Unterhaltung der Besucher Fahrgeschäfte und Schaubuden aller Art. Willenborg RiesenradDie sogenannte „Oide Wiesn“, die es seit 2011 gibt, ist ein nostalgischer Bereich, der an das Oktoberfest von Anno dazumal erinnern soll. Hier ist es weitaus gemütlicher und deshalb besonders gut für einen Besuch mit kleineren Kindern geeignet.

 

Ein Virus verhindert das Volksfest

Ab Ende des Zweiten Weltkriegs fanden auf dem Oktoberfest keine Pferderennen mehr statt, außer zum 150. und 200. Jubiläum. Man wundert sich vielleicht, wieso schon das 200. Jubiläum gefeiert wurde, obwohl doch erst 2024 die 189. Wiesn stattfindet. Die Erklärung dafür ist, dass sich die Festivitäten darauf beziehen, wie lange das Oktoberfest schon existiert und nicht wie oft. Während der Cholera-Epidemie, den Kriegen und den Nachkriegsjahren ist die Wiesn nämlich ausgefallen. Und was sich niemand vorstellen konnte – im Jahr 2020 und 2021 verhinderte tatsächlich erneut ein weltweit grassierendes Virus das größte Volksfest der Welt.

Wiesn vegan, vegetarisch und für Wassertrinker

Der allgemeine Trend fleischlos zu essen, ist inzwischen auch auf der Wiesn angekommen. In allen Zelten gibt es mittlerweile vegetarische und vegane Gerichte und auch biozertifizierte Speisen werden angeboten. Außerdem kann man auf dem Oktoberfest kostenlos frisches Quellwasser bekommen. Damit soll man den zugegeben saftigen Bierpreis von rund 15 Euro pro Maß umgehen. Unsere Meinung dazu – Wasser trinken und weniger Fleisch essen kann man das ganze Jahr. Für uns gehören Hendl und eine kühle Maß einfach zur Wiesn dazu!

Breze Feingold plattiert

 

 

O´zapft is – den Anstich erledigt der Bürgermeister

Meistens beginnt das Oktoberfest am dritten Samstag im September mit dem Einzug der Brauereien und Wiesnwirte. Dabei fahren die Wirtsfamilien und Kellnerinnen der einzelnen Zelte mit blumengeschmückten Pferdekutschen von der Münchner Josephspitalstraße in Richtung Theresienwiese und werden vom Wahrzeichen der Stadt, dem Münchner Kindl angeführt.

Um 12 Uhr zapft der Münchner Oberbürgermeister traditionell das erste Bierfass im Schottenhamelzelt an, der bayerische Ministerpräsident bekommt die erste Maß und die Wiesn ist eröffnet.

Am Sonntag folgt dann der Trachtenumzug mit rund 9.000 Mitwirkenden aus ganz Europa und tausenden Schaulustigen. Erstmalig fand dieser 1835 anlässlich der Silberhochzeit von König Ludwig I. und Therese von Bayern statt. Der Umzug beginnt um 10 Uhr am Max II-Denkmal und endet am Esperantoplatz.

Am Italiener-Wochenende ist München in italienischer Hand

Italiener-Wochenende ist ein fester Wiesnbegriff. Münchner, die in Italien nach ihrer Herkunft gefragt werden, ernten meist eine positive Reaktion. Das italienische Gegenüber lächelt wissentlich und sagt „ah, Oktoberfest“. Für Italiener ist nämlich die bayerische Großstadt fest mit diesem jährlich stattfindenden Event verbunden. Viele von ihnen waren schon da, wollen einmal hin oder kommen immer wieder.

Obwohl auf dem Münchner Oktoberfest Besucher aus aller Welt zu finden sind, stellen die Italiener mit rund 20 Prozent den größten Anteil dar. Traditionell reist man zum zweiten Oktoberfest-Wochenende an, das deshalb auch Italiener-Wochenende genannt wird.

Im Wohnmobil über den Brenner

Munich Jewels Kolosseum Geschichte Wahrzeichen Rom Italien

An besagtem Freitag fahren unzählige Wohnmobile mit italienischem Kennzeichen und gut gelaunten Insassen in Richtung Landeshauptstadt, um sich auf dem „Festa della birra“ zu amüsieren. Diese Form der Anreise ist deshalb so beliebt, weil sie relativ preiswert ist. Bei mehreren Mitfahrern lassen sich die Autobahngebühren und Benzinkosten gut teilen und auch die Übernachtung auf einem der Münchner Campingplätze ist erschwinglich.

Stellflächen gibt es in Thalkirchen, der Siebenburger Straße oder dem „Oktoberfest Camp“ an der Neuen Messe Riem. Damit ein größeres Verkehrschaos vermieden wird, geben die lokalen Radiosender ihre Tipps zur Anreise auf Italienisch durch. Und die Münchner Polizei bekommt für das Italiener-Wochenende extra Verstärkung aus Südtirol. Zusätzlich unterstützen freiwillige Helfer des Südtiroler Landesrettungsvereins “Weißes Kreuz”  die Sanitätsstation auf der Wiesn.

Italiener stürmen schon morgens das Oktoberfest

Die Einheimischen meiden am Italiener-Wochenende das Oktoberfest, da durch die Gäste aus dem Süden die Zelte schon mittags übervoll sind. Die Italiener kommen gerne besonders früh, um sich in jedem Fall einen Platz in den großen Biertempeln zu sichern. Diejenigen, die eine Bank erobert haben, trinken recht schnell die erste Maß.

Wer früh kommt, ist auch früh “voll”

Der Alkoholgehalt des Oktoberfestbieres wird gerne unterschätzt, was zur Folge hat, dass sich nicht wenige Italiener auf dem sogenannten „Kotzhügel“, der Grünfläche unterhalb der Bavaria, wiederfinden. Und auch für weibliche Wiesnbesucher kann die Mischung aus Italiener und Alkohol recht anstrengend werden. Die Flirtlaune der heißblütigen Besucher steigt mit zunehmenden Bierkonsum ebenfalls stark an.

Musik und Geböller an der Bavaria

Am mittleren Wiesnsonntag beginnt außerdem um 11 Uhr das Standkonzert der Festzelt-Kapellen unterhalb der Bavaria. Es wird vom Münchner Oberbürgermeister und anderen Prominenten dirigiert. Zum Abschied der Wiesn, am 3. Oktober gibt es am selben Ort noch das traditionelle Böllerschießen der bayerischen Schützen.

 

Unsere 5 besten Tipps fürs Oktoberfest

 

1.    Wie man hinkommt

Wer nicht in unmittelbarer Nähe zum Oktoberfest wohnt, muss die Theresienwiese erst mal erreichen. Aber wie?

Mit dem Auto ist keine Option, denn es gibt keine Parkplätze und Bier trinken darf man dann auch nicht. Mit der U-Bahn ist es zwar besser, aber die Züge sind total überfüllt. Schnell mal ein Taxi rufen, kann man während der Wiesn auch vergessen. Deshalb sollte man mindestens einen Tag vorher vorbestellen. Um nachts von der Theresienwiese wegzukommen, empfiehlt es sich, nicht Richtung Haupteingang, sondern ans südliche Ende zu laufen. Dort stehen meist genügend Taxis.

2.    Kleidung

Tracht ist auf dem Oktoberfest eigentlich Pflicht.

Damit sind aber traditionelle Dirndl und Lederhosen gemeint und keine in China produzierten Billigklamotten im Trachtenstyle oder dirndlähnliche Bling-Bling-Kleider. Auch die sogenannte Landhausmode geht gar nicht. Wiesn ist nicht Fasching! Also – wer sich nicht lächerlich machen will, zieht entweder eine Originaltracht an oder kommt einfach in Jeans. Dirndl Feingold plattiertLederhose rhodiniert

Bei den Schuhen müssen es nicht unbedingt ganz traditionelle Modelle sein. Es gehen auch Sneaker (selbstverständlich NUR für Männer und Chucks gar nicht), schöne Sandaletten oder Pumps, aber keinesfalls ausgelatschte Ballerinas.

Taschen sind auch ein bissl schwieriges Thema – wenn überhaupt, dann sollten sie klein und zum Umhängen sein. Alles andere ist eher unpraktisch und eine Einladung für Taschendiebe. Wer denkt, die Lösung sei ein Rucksack – nein, Wiesn ist nicht Wandern. Damit kann man jede Tracht verschandeln, selbst mit einem kleinen…

3.    Wiesn-Deutsch

Der Münchner ist an sich tolerant, aber nicht bei der richtigen Aussprache der Wiesnbegriffe! Man sagt weder „ein oder eine Maas“, sondern „a Mass”. Es heißt auch nicht „Wiese oder Wiesen“, sondern „Wiesn“, nicht „Händel“, sondern „Hendl“ und auch nicht ogezapft, sondern o´zapft.

4.    Ein Platz im Zelt

Hat man keine Reservierung, sollte man am ersten und auch am Italiener-Wochenende erst gar nicht versuchen, einen Platz im Zelt zu bekommen. Am letzten Sonntag und unter der Woche mittags findet man meistens noch einen freien Tisch.

5.    Wiesn-Husten

Das Gedränge mit den vielen Menschen auf dem Oktoberfest ist ein Eldorado für Viren und Bakterien. Wer keinen Wiesn-Husten bekommen will, sollte sich regelmäßig die Hände waschen, nicht zu viele Bussis verteilen und beim Masskrug vorzugsweise oberhalb des Henkels trinken.